Kinder im Kreis sind zu dick und sitzen zu viel

18.03.2025 Kategorien: News

Viele Kinder schleppen zu viele Pfunde mit sich herum, andere sind spindeldürr. Ein Grund für beides ist zu wenig Bewegung. Dem wollen Landkreis und AOK gegensteuern.

KREIS LUDWIGSBURG (von Thomas Faulhaber)

Es fällt ihnen schwer, Bälle zu fangen und zu werfen oder rückwärts zu laufen, die Balance zu halten oder Sie stolpern. Dr. Uschi Traub vom Gesundheitsdezernat des Landkreises hat in der Statistik geblättert. Von den mehr als 4.000 Schulanfängern im Kreis scheiterte ein Viertel an der Aufgabe, sieben Mal auf jedem Bein zu hüpfen, ohne dabei ins Straucheln zu geraten oder umzufallen.

Vier Prozent sind fettleibig

Den statistischen Erhebungen zufolge waren 6,5 Prozent der Fünfjährigen übergewichtig, 2,3 Prozent sogar adipös. Mit sechs Jahren schnellen die Zahlen weiter sprunghaft nach oben. Dann tragen doppelt so viele zu viele Kilos mit sich herum. Vier Prozent gelten als fettleibig. Dagegen bringen 7,5 Prozent der Kinder zu wenig auf die Waage. In Summe sind 25 Prozent deutlich vom Idealgewicht entfernt.

„Die Digitalisierung ist der größte Gegenspieler der Bewegung“ bedauert Sportwissenschaftlerin Franziska Borst. Es werde immer länger am PC gehockt, mit dem Handy gedaddelt oder vor der Glotze gesessen. Vernünftiger wäre, Fangen zu spielen, auf einen Baum zu klettern oder sich mit anderen einen Ball zu schnappen. Vier bis Sechsjährige sollten eigentlich drei Stunden am Tag körperlich aktiv sein.

Hüpfen wie ein Känguru

Neben der falschen Ernährung ist Bewegungsmangel der Hauptgrund für die grobmotorische Defizite. „Wir müssen den natürlichen Drang der Kinder nach Bewegung spielerisch fördern“, sagt die Gesundheitsdezernentin des Landkreises, Dr. Karlin Stark. Damit würden Muskeln aufgebaut und Fett verbrannt. Gleichzeitig werde soziale Kompetenz und Teamfähigkeit geschult. Ihr Fazit: „Bewegung ist die Basis für langes, gesundes Leben.“

Deshalb werden ab jetzt Fachkräfte in den Kitas einen Tag lang kostenlos geschult, wie und mit welchen Spielen Kinder motiviert werden, sich mit Spaß zu rühren. Auftakt der Aktion war in der Kornwestheimer Jahnhalle.

Die Vorbilder sind tierisch. Die Kita-Kinder sollen geschmeidig wie eine Schlange Hindernisse umgehen, hüpfen wie ein Känguru, flink wie ein Eichhörnchen von Ast zu Ast balancieren. Sie sollen sich wälzen, wie der Bär im Wald, sich in alle Richtungen bewegen, wie der Krebs am Strand. „Insgesamt wollen wir 36 motorische Grundfähigkeiten fördern“, so Franziska Borst. Ihr Wunsch wäre, dass das auch in den Familien und nicht nur in der Kita unterstützt wird.

Die Finanzierung der Schulung steht. Die AOK schießt knapp 40.000 Euro zu. Alexander Thum erklärt weitere positive Aspekte: „Sport ist eines der besten Anti-Stress-Programme, dabei werden Glückshormone ausgeschüttet. Wer sich also regelmäßig bewegt, hat nicht nur beim Sport den längeren Atem oder verfügt über bessere koordinative Fähigkeiten, sondern ist insgesamt ein ausgeglichener Mensch.“ Für die Gesundheit der Kinder könne nicht genug getan werden. Darum gelte es, jede Möglichkeit zu nutzen, um Kindern Spaß an der Bewegung zu vermitteln.

So wie Zähneputzen

Am Ende steht das Ziel, die Hälfte aller Kitas im Landkreis erreicht zu haben. Bewegung sollte, so alle Beteiligten bei der Auftaktveranstaltung, von Kindesbeinen so selbstverständlich sein wie Zähneputzen. „Gemeinsam schlagen wir ein neues Kapitel in der Gesundheitsförderung auf“, freut sich Karlin Stark.