Das Karlsruher Institut für Technologie untersuchte die Auswirkungen des Corona-Lockdowns auf das Bewegungsverhalten der Kinder. Insgesamt 1711 Kinder und Jugendliche im Alter von 4 bis 17 Jahren wurden befragt, womit sie sich in dieser Zeit beschäftigt haben. Bildschirm- und Bewegungszeiten stehen nicht wie oftmals angenommen im Widerspruch zueinander. Im Lockdown haben die Kinder und Jugendlichen einerseits mehr Zeit vor dem Fernseher, dem Computer und mit dem Handy verbracht und weniger organisierten Sport betrieben – sich insgesamt aber mehr bewegt als in ihrem regulären Alltag.
Haben Kinder entsprechende Freiräume, kommen sie ihrem natürlichen Bewegungsdrang von sich aus nach.” Prof. Dr. Woll zieht aus den neuen Erkenntnissen wichtige Schlüsse: “Insbesondere in Großstädten muss es stets genügend Bewegungsflächen für Kinder und Jugendliche geben. Sie sind ein wichtiger Raum für jene, die kein Zuhause mit Garten haben.”
Am meisten bewegt haben sich diejenigen, die in einem Einfamilienhaus in einer kleinen Gemeinde wohnen, am wenigsten die Kinder und Jugendlichen, die in mehrstöckigen Häusern in der Großstadt zu Hause sind. „Bewegungsflächen verschwinden in der Stadtplanung, hier ist dringend eine Gegenbewegung nötig“, sagt Woll.
In der Kindheit werden die Grundsteine für koordinative und konditionelle Fähigkeiten gelegt. Englisch lernen kann man noch mit Mitte vierzig –Defizite in diesen körperlichen Bereichen kann man als Erwachsener nur noch schwer ausgleichen.
Eltern und Bildungsinstitutionen in der Pflicht
Damit sich jedes Kind genug bewegt, nimmt Woll neben den Eltern vor allem die Bildungsinstitutionen in die Pflicht: “In den Schulen erreichen wir alle, unabhängig vom sozialen Status und dem freiwilligen Engagement der Eltern.” Doch bis auf wenige Ausnahmen werde dort noch nicht ausreichend viel getan, um den Schülern den “Eigenwert von Bewegung” zu vermitteln – so wie es die Bildungsaufträge der Kultusministerien vorschreiben. In der Regel sind an Schulen zwei bis drei Wochenstunden Sportunterricht à 45 Minuten vorgesehen. Der Weg zur Turnhalle und das Umziehen kosten Zeit, am Ende bleibt oft nicht viel übrig für den Sport selbst. »Und jetzt in der Corona-Zeit wird an vielen Schulen in den nächsten Monaten überhaupt kein regulärer Sportunterricht stattfinden«, fürchtet Woll.
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